Warum Sport uns langsamer altern lässt

Es gibt einen Ausspruch, der lautet: „20 Jahre 40 sein“. In der Tat lässt sich immer wieder beobachten, dass Menschen unterschiedlich altern. Eine Studie in Neuseeland konnte hierzu mit gleichwohl beeindruckenden wie auch erschreckenden Zahlen aufwarten. Über 1000 Menschen der Stadt Dunedin wurden von ihrer Geburt 1972/1973 an bis zu ihrem 38. Lebensjahr regelmäßig untersucht. Das biologische Alter der auf dem Papier 38-Jährigen schwankte von 28 bis 61 Jahren! Bemessen wurde das biologische Alter anhand von 18 verschiedenen Biomarkern, wie diversen Blutwerten. Ferner wurden unter anderem auch die körperliche Fitness sowie geistige Fähigkeiten bewertet. Bereits bei jungen, gesunden Menschen unterschieden sich die Biomarker unerwartet deutlich.

Die Telomere

Auf der Suche nach dem Geheimnis des Alterns, wird seit einigen Jahren verstärkt Telomerforschung betrieben. Als Telomere bezeichnet man die Enden der Chromosomen, den Trägern unserer Erbanlagen. Die Telomere sind für ihre Stabilität verantwortlich und verkürzen sich bei jeder Zellteilung. Sobald eine kritische Länge unterschritten wird, führt dies unweigerlich zum Zelltod. Ein körpereigenes Enzym, die Telomerase, kann die Telomere wieder verlängern und damit diesen Zellalterungsprozess ausbremsen und sogar teilweise rückgängig machen. Wie gut die Reparatur durch dieses Enzym funktioniert, hängt offensichtlich von den Lebensumständen ab, wie einige neuere Forschungen nahelegen. Unterschiedliches Altern, ist also auch eng mit der Fähigkeit zur Regeneration der Telomere verknüpft.

Einflüsse auf den Alterungsprozess

Stress und ungesunde Lebensweisen erhöhen die Teilungsrate zahlreicher Zellen in unserem Körper und damit auch die telomerabhängige Alterung. Immer gesund und ohne Stress zu leben, wäre natürlich ideal. Aber wer schafft das schon. Trotzdem lässt sich anscheinend aktiv etwas gegen den Alterungsprozess tun. Denn während man zu Beginn der Telomerforschung noch bezweifelte, dass man Telomere wieder verlängern kann, deuten aktuellere Forschungsergebnisse darauf hin, dass regelmäßiger Sport einen regenerativen Einfluss auf die Telomerlänge hat. Besonders vorteilhaft scheinen in diesem Zusammenhang Ausdauersportarten zu sein.

Weitere Effekte des Sports auf das Altern

Weitere positive Effekte des Sports, die die Folgen des Alterns abmildern sind:

  • Erhalt der Muskulatur und Knochenstruktur
  • Verbesserte Durchblutung und Sauerstoffversorgung von Herz, Lunge und Geweben
  • Ein stärkeres Immunsystem
  • Ein verbesserter Stoffwechsel
  • Stressabbau

Mein Tipp: In der Apotheke sehe ich viele Menschen unterschiedlicher Altersgruppen. Dabei zeigen sich besonders bei Menschen im fortgeschrittenen Alter deutliche Unterschiede im Gesundheitszustand und äußerlichen Erscheinungsbild. Sehr auffällig dabei ist, dass Menschen mit einem guten Gesundheits- und Allgemeinzustand überwiegend einen aktiven Lebensstil pflegen. Studien und meine Erfahrungen mit Patienten beweisen, um seinen Lebensstil zu ändern und damit etwas für die Verbesserung der eigenen Gesundheit und gegen das Altern zu tun, ist man nie zu alt. Es ist nie zu spät, nochmal wieder anzufangen. Jeder, sei er auch noch so alt oder krank, kann von regelmäßiger körperlicher Aktivität profitieren. Ideal sind Laufen, Walken oder Cardiotraining, Radfahren, Schwimmen und regelmäßiges Krafttraining. Am besten nicht lange warten, sondern gleich heute noch anfangen.

Apotheker Andreas Binninger

Wofür Vitamin E wichtig ist

Bei Vitamin E handelt es sich nicht um eine einzelne chemische Substanz. Vitamin E ist ein Sammelbegriff für verschiedene Verbindungen aus den Gruppen der Tocopherole, Tocotrienole, Tocomonoenole und weiteren Stoffen, die mit ∝-Tocopherol, dem bekanntesten und bestuntersuchtesten Vitamin E, verwandt sind. Sie alle weisen vergleichbare Eigenschaften im menschlichen Organismus auf.

Entdeckt wurde Vitamin E Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Man fand einen fettlöslichen Faktor, ohne den Ratten sich nicht vermehren können. Hiervon leitet sich der Name Tocopherol ab. Er setzt sich zusammen aus den griechischen Worten Tocos (Geburt) und pherein (hervorbringen).

Antioxidans in Zellwänden

Allen Vitamin E-Verbindungen ist gemein, dass sie sehr starke Antioxidantien sind. Aufgrund ihrer Fettlöslichkeit finden sie sich in sämtlichen Membranen tierischer und menschlicher Zellen. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, die in diesen Membranen enthaltenen Fettsäuren vor der Oxidation zu schützen. Sie arbeiten dabei Hand in Hand mit den wasserlöslichen Antioxidantien, die sich außerhalb der Membranen befinden, z.B. dem Vitamin C. Vitamin C ist in der Lage, verbrauchtes Vitamin E zu regenerieren.

Schutz vor Entzündungen

Bei verschiedenen krankhaften Prozessen, löst die Oxidation der Fettsäuren in den Zellmembranen eine chemische Kettenreaktion aus, die zu einer vermehrten Bildung von Entzündungsbotenstoffen führt. Diese können die Zerstörung von Gelenken begünstigen. Auch andere entzündliche Prozesse, wie sie zum Beispiel bei rheumatischen Erkrankungen vorkommen, werden durch die Botenstoffe verstärkt.

Aufgrund dieser Erkenntnis waren hochdosierte Vitamin E-Präparate vor einigen Jahren zur Vorbeugung und unterstützenden diätetischen Behandlung von Gelenkerkrankungen sehr beliebt. In der Praxis zeigte sich jedoch ein eher enttäuschender Effekt. Die Gründe hierfür liegen vermutlich darin, dass Entzündungsgeschehnisse sehr komplex sind und Vitamin E alleine zu wenig ausrichten kann.

Vielmehr entscheidet wahrscheinlich ein insgesamt gutes, ausgewogenes Verhältnis aus wasserlöslichen und fettlöslichen antioxidativen Vitaminen, körpereigenen Antioxidantien sowie antioxidativen sekundären Pflanzenstoffen darüber, wie gut der menschliche Organismus mit Entzündungsvorgängen fertig wird. Auch eine ausreichende Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren im Verhältnis zu Omega-6-Fettsäuren spielt eine Rolle bei der Vorbeugung von Entzündungsprozessen, wie wir heute wissen.

Wie ist die Versorgungslage

Einem Mangel an Vitamin E können gesunde Menschen mit einer guten, ausgewogenen Ernährung vorbeugen, da zahlreiche Lebensmittel Vitamin E enthalten.

In der EU werden für Erwachsene 12 mg täglich empfohlen. Bei den meisten pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln liegt der Gehalt bei etwa 0,5 bis 1mg je 100 g. An der Spitze stehen pflanzliche Öle, zum Beispiel Olivenöl mit über 10 mg je 100 g oder Weizenkeimöl mit sagenhaften 150 mg je 100 g Öl.

Wann droht ein Mangel

Grundsätzlich gilt für Vitamin E das Gleiche, wie für alle Mikronährstoffe. Eine unzureichende Versorgung droht vor allem bei sehr einseitiger Ernährung und Nahrungsverzicht, zum Beispiel im Rahmen von Diäten oder Erkrankungen. Darüber hinaus können eine extrem fettarme Ernährung oder Fettverdauungsstörungen einen Mangel begünstigen, weil Fette für den Transport dieses fettlöslichen Vitamins aus dem Darm ins Blut benötigt werden. Ferner kann die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln oder Medizinprodukten, die Fette binden, um Kalorien zu sparen, zu einer verringerten Vitamin E-Aufnahme führen.

Mangel durch erhöhten Bedarf

Auf der anderen Seite kann ein Mangel auch durch einen erhöhten Bedarf entstehen. Bei chronisch entzündlichen Erkrankungen und bei hoher, insbesondere ausdauernder sportlicher Belastung, steigt der Bedarf an Vitamin E an, sodass die allgemein empfohlene tägliche Menge nicht mehr als optimal anzusehen ist.

Mein Tipp: Als wichtiger Teil eines sehr komplexen Schutzmechanismus des menschlichen Körpers, ist Vitamin E unverzichtbar. Vor allem für sportlich aktive Menschen oder Menschen mit chronischen Erkrankungen, empfehle ich daher einen Teil der empfohlenen täglichen Vitamin E-Dosis über Nahrungsergänzungsmittel abzudecken, um ein Sicherheitspolster für den erhöhten Bedarf zu haben. Eine Zufuhr von maximal 300 mg Vitamin E täglich, wird noch als sicher angesehen, sodass entsprechende Präparate mit niedrigen Dosierungen gefahrlos angewendet werden können. Von hochdosierten Produkten, würde ich allerdings Abstand nehmen.

Apotheker Andreas Binninger